01 April 2008

Zweiklassen-Medizin

Für ALL*e, die sich wundern, von mir schon eine Weile nichts gelesen zu haben: ich war beschäftigt. Letzte Woche war ich wieder mal in Regensburg beim 2 Monats-Checkup. Eine Übernachtung mit kompletten Durchcheken.

Das MRT "zeigt", mein Tumor sei stabil. Da sich in letzter Zeit vermehrt neurologische Symptome häufen und sich meine fokalen epileptischen Anfälle mittels einfachem Traubenzucker von vornherein "abwürgen" bzw vermeiden lassen, glaube ich den Ärtzen kein Wort, wenn sie mir weiß machen wollen, dass bei mir alles in Ordnung sei. Zumal der Langzeit- Blutzuckerwert und ein so genannter oraler Glukose-Toleranztest, der eine verdeckte Sotffwechselerkrankung aufdecken sollte das Ergebnis: "völlig normal" erbrachten.

Ich muss kein Arzt sein, um zu erkennen, dass die Symptome nicht mit dem Blutzucker, sondern mit den Stoffwechselvorgängen im Gehirn zu tun haben müssen. Möglicherweise spielt auch die Narbenbildung im Gehirn eine Rolle. Auf jeden Fall tut sich etwas Ungutes in meinem Kopf und ich will das da jetzt endlich raus haben!

Zudem hatte ich gestern mitten in der Nacht plötzlich Übelkeit und mehrere Schwindelanfälle. Es hat sich plötzlich alles "gedreht". Das gefällt mir gar nicht. In letzter Zeit häufen sich auch Symptome wie plötzlicher Schluckauf und "blaue Blitzer" (ein kurzzeitiges Aufblitzen einzelner blauer Punkte im Wahrnehmungsfeld). Sieht fast aus wie Pixelfehler am LCD-Bildschirm, nur dass sie nur für Sekundenbruchteile da sind.

Beim letzten Check habe ich bei der Visite den Ärtzen (besonders dem Hernn Oberarzt!) ausdrücklich gesagt, dass ich das Krankenhaus nicht verlassen werde, bevor ich nicht eine Besprechung mit ihm hatte nebst einer Aussage, wie lange denn meine Chemotherapie nun noch dauern solle. Daraufhin sagte man mir, ich müsste natürlich erst auf die MRT-Aufnahmen warten. Da tat ich dann auch brav.

Das Bett in, dem ich geschlafen hatte, war auch mal wieder kaputt und dummerweise war am selben Tag kein Hausmeister mehr aufzutreiben. Als ich der Schwester im Laufe des Tages erzählte, dass ich keinen Schritt aus dem Zimmer tun werde, bevor ich keine Besprechung mit dem Oberarzt hatte, bei dem die Frage geklärt werden solle, wie lange denn meine Chemotherapie jetzt noch dauern sollte, rollte die nur mit den Augen und bemerkte, dass noch am selben Tag 8 Neuzugänge rein kommen sollten. Sie meinte, dass es schon klappen würde mit einer Besprechung.

"Zufällig" war der Hausmeister dann Punkt 7 Uhr morgens am folgenden Tag bei mir am Krankenbett, um mir mitzuteilen, dass er das Bett zur Reparatur brauche. Ich war natürlich völlig überrascht, dass das dann auf einmal so schnell ging ;)

Ich frage mich, ob es nicht sein könnte, dass die PflegerInnen "zufällig" an diesem Tag noch mal den Hausmeister angerufen hatten und ihm gesgat hatten, dass er das Bett sofort reparieren soll, weil sie mich da raushaben wollen. Mir wurde natürlich eifrig versichert, dass mich keiner "rauswerfen" wollte und dass das nichts damit zu tun hätte. Wer's glaubt wird selig!

Bei der Visite war natürlich der Herr Oberarzt Derjenige, der mit Abwesenheit glänzte. Er schickte (wieder einmal) seine Assistenzarzt-Lakaien vor. Die erzählten mir dann 'voll Freude', dass bei mir ja alles in Ordnung sei. Ich bestand aber weiterhin auf einer Besprechung meiner MRT-Bilder. Diese wollten mir die Assistenzärzte nach der Visite auch geben. Also wartete ich (wieder einmal) ca. 2 Stunden und musste mich darum kümmern, was zu essen zu bekommen - ich lag ja nicht in meinem Bett, sondern saß im Speiseraum.

Danach bat mich ein Assistenzarzt in sein Büro, um mit mir gemeinsam die Aufnahmen zu betrachten. Als wir dann die CD-ROM (!) einlegten, die ich in der Radiologie gebrannt bekommen habe, verweigerte sein Computer schlicht den Dienst. Er musste Windoof neu starten. Es war nicht möglich, auf die Datenbank der Radiologie zuzugreifen, um die bereits komplett vorhandenen Bilddaten einzusehen und abzurufen. Daraufhin warteten wir noch eine Weile, es ging aber nichts. Der junge Arzt war dann so sehr im Stress, dass ich noch mal den Raum verlassen musste, damit er sich noch um einen anderen Patienten kümmern könne. Dies tat ich dann auch. Ich will mich ja nicht auf Kosten anderer Patienten "wie Arsch" verhalten...

Ich ging in der Zwischenzeit auf sein Anraten in die Radiologie, um mir einen Termin für eine Besprechung mit dem Radiologen geben zu lassen. Nachdem ich einen neuen Checkup-Termin Mitte Mai bekommen hatte, sollte es kein Problem darstellen, 2 Monate im Voraus einen 20-Minuten-Termin beim Radiologen zu bekommen. Dachte ich jedenfalls.

Die Dame am Empfang nahm meinen Terminwunsch etwas verwundert zur Kenntnis und verwies mich schlicht auf die Tatsache, dass es unüblich sei, einen Besprechungstermin bei der Radiologie zu bekommen. Man müsse einen Gesprächstermin auf der Station ausmachen. Die Ärzte würden schließlich zu jeder radiologischen Untersuchung einen schriftlichen Befund bekommen. Ich erwiederte daraufhin, dass man mich bereits beim letzten Mal mit der Assistenzärztin abgespeist hätte und ich keinen Termin beim Oberarzt bekommen würde. Man habe mich hinunter geschickt, um in der Radiologie einen Termin auszumachen. Dort könne man mich schließlich kompetenter beraten, was die Aufnahmen betreffe.

Die Dame am Empfang wollte mich mit einem Verweis auf den nächsten Termin abspeisen. Ich weigerte mich allerdings standhaft, dies hinzunehmen. Ich sagte ihr, dass ich ihre Lage durchaus verstehen könne und auch nicht auf ihrem Stuhl sitzen möchte, wenn Patienten wie ich herein kämen und sie anmeckerten, weil sie keinen Termin ausmachen würde. Ich drohte dann mit einem Beschwerdebrief bei der Geschäftsleitung.

Danach wollte ich verärgert abziehen. Man rief mich dann kurz zurück ins Büro der Radiologin. Sie fsagte, dass sie die Szene zufällig mitbekommen hätte und fügte hastig hinzu, sie könne dies natürlich nicht für jeden Patienten machen, aber sie mache eine Ausnahme. Sie schaute sich auf 3 (in worten drei!) Monitoren gemeinsam mit mir die Aufnahmen der gesamten letzten MRT-Untersuchungen im Vergleich an. Diese ziegten nach ihren Worten dass der Tumor am Rand der Resektionshöhle sich wohl beruhigt hätte bzw dass es sich ihrer Meinung nach um Narbengewebe handeln würde.

Es "schaue gut" aus. Nachdem einige neurologische Symptome, wie Schlafstörungen, extreme Stimmungsschwankungen, vereinzeltes Zucken des linken Armes und ein wiederkehrendes Zucken unter dem linken Auge leider an Häufigkeit in letzter Zeit zugenommmen haben, fällt mir ihre Interpretation nur leider schwer zu glauben. Ich denke, sie liegt ziemlich daneben, wenn sie mir erzählen will, dass da in meinem Gehirn "alles in Ordnung" sei.

Mag sein, dass die Erkrankung derzeit gestoppt ist. Mag sein, dass die Chemotherapie zumindest insoweit Wirkung zeigt, dass der Tumor nicht wächst. Allerdings kleiner wird er auch nicht. Ich musste nämlich wiederum durch Zufall (!) erfahren, dass die Chemotherapie gar nicht kurativ wirken kann bei Tumoren, die hautpsächlich Grad II Gliome sind, weil die zu langsam wachsen.

Ich wurde also schon bei der Therapieplanung schlecht beraten! Man hatte mich von Anfang an nicht auf die Möglichkeit einer PET-Untersuchung hingewiesen.

Weiterhin durch Zufall habe ich eine alte Ausgabe des Magazins "Brainstorm" der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. in die Finger bekommen. Dort habe ich von dieser so genannten PET Untersuchung erfahren, die es ermöglicht, Stoffwechselvorgänge im Gehrin sichtbar zu machen.

Ich frage mich nun, warum mich darauf bisher niemand hingewiesen hat bzw warum mir eine PET nicht bereits vorgeschlagen wurde? Ich habe nun in den letzten Tagen im Internet recherchiert und festgestellt, dass es in Regensburg nur einen einzigen PET-Scanner gibt. Und der steht zufällig nicht am BKH Regensburg, sondern am Uniklinikum, wo ich operiert wurde. Zudem ist die Untersuchung sehr teuer, wie sich bei meiner Recherche über Wikipedia und die verlinkten Seiten im Artikel heraus stellte.

Nachdem ich (wiederum zufällig) von einer Assistenzärztin aufgeklärt wurde, dass das BKH Regensburg angeblich in Zukunft keine Übernachtungen zur Untersuchung für Hirntumorpatienten anbietet, weil diese von der Krankenkasse nicht mehr übernommen würden und ich mich mit einem Aufenthalt in der Tagesklinik begnügen solle, frage ich mich, wie das gehen soll. Die Leute bringen ja nicht mal an zwei Tagen eine vernünftige Besprechung der MRT-Aufnahmen auf die Reihe. Wie soll das dann noch am selben Tag gehen?

Was mir auffiel war, dass ich bereits im Januar gefragt wurde, ob ich denn in Zukunft nicht lieber ambulant kommen wolle. Und nun teilte man mir mit, dass das BKH "umstrukturiert" werde und es dafür nur noch eine Tagesklinik geben solle. Wenn die für eineinhalb Tage Aufenthalt immer zwie abrechenen, wundert mich nicht, wenn die Krankenkassen dem einen Riegel vorschieben.

Ich frage mich auch, ob das bei Privatpatienten anders ist. Komisch ist es ja schon, dass Pirvatpatienten eine andere Rufnummer wählen können, um Termine auszumachen. Dies ist mir jedenfalls beim Uniklinikum Regensburg aufgefallen, als ich heute einen "alten" Arztbrief vom letzten Herbst nochmal genuaer bertachtete. Ist das nicht komisch? Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Laut der heutigen ZDF-Sendung heute besgat eine Studie der Uni Köln, dass Privatpatienten schneller Termine bei Fachärtzen bekommen würden, als Kassenpatienten. Ob das daran liegt, dass man bei den Privaten merh abrechenen kann?

Ist es vielleicht so, dass die ÄrztInnen, so lange sie jung sind erst systematisch "verheizt" werden, damit sie bei der nachfolgenden Abzocke "gerne mitmachen"? Werden die Nachwuchsärzte nicht systematisch darauf vorbereitet, mitzuspielen?

So, wie das gegenwärtige Gesundheitssystem aussieht, würde es mich nicht wundern. Die AssistenzärtzInnen, die erst für ein oder zwei Jahre im Krankenhaus arbeiten MÜSSEN, werden systematisch ausgebeutet!

Sie werden für jeden Scheiß, den die Damen und Herren Ober- und ChefärztInnen nicht machen wollen vorgeschickt. Die wissen nicht wo ihnen der Kopf steht vor lauter Arbeit und Verantwortung und die Damen und Herren Ober- und Chefärzte unterschreiben nur die endgültigen Arztbriefe, deren Inhalte sie nicht mal kennen. Offensichtliche Tippfehler in der Doseriung von Medikanetnen fallen denen gar nicht auf. (Ich habe selbst einen Arztbrief, der einen solchen Fehler enthält!)

Da wird munter alles unterschireben, was der Lakaie vorlegt. Ganz egal, ob dabei Menschenleben gefährdet werden, oder nicht. Verantworltich ist ja der mündige Patient immer selber. Wie das mit Hirntumorpatienten gehen soll, die in ihrem Verständnis eingeschränkt oder sogar teilweise geistig behindert sind, ist mir ein Rätsel. Wieso dabei nicht mehr Menschen ihr Leben lassen, grenzt für mich schon an ein Wunder Gottes!

Überleben ist heutzutage in diesem System wirklich Glückssache, wenn man ernsthaft krank ist! Man mächte meinen, dass die Diagnose Krebs als ernstzunehmende Krankheit angesehen werden kann. Es ist jetzt nicht grade ein Schnupfen.

Machmal denke ich, ich bin mindestens so krank wie dieses System! Wer hat denn was gegen Krebs? Wachstum ist doch was Positives! Vor allem, wenn die Gewinne wachsen, ist es doch gut, oder? Wir sind doch ein Volk von Kleinaktionären und hoffen auf rasche Kursgewinne.

Wachstum, Wachstum über alles. Über alles in der Welt. Ein System siegt sich zu Tode: die Krebs-Gesellschaft. Der Kapitalismus ist der Krebs dieser Welt!

Armes Deutschland. Das nennt sich freie Welt? Für die Reichen und Mächtigen bestimmt. Der Rest nur wenn er Glück hat! Und die Politprominenz hat angeblich von all dem keine Ahnung. Da lachen ja die Hühner! Ich will nur mal darauf hinweisen, dass im Herbst bald wieder Landtagswahlen sind. Dann werden wir mal sehen, ob die Damen und Herren PolitikerInnen von diesen Themen nichts wissen (wollen)...

Prost Mahlzeit Deutschland!

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