28 April 2008

So erzieht man Terroristen!

Heute "durfte" ich mich mal wieder mit dem Sozialamt "amüsieren" nach einem Anruf bei meinem zuständigen Sachbearbeiter habe ich (wieder einmal) feststellen dürfen, wie zynisch das gegenwärtige System ist.

Auch wenn Manche immer noch glauben, dass es ja noch ganz gut ist, weil "man ja immer noch etwas bekommt, wenn man in einer Notlage ist", muss ich wohl leider doch konstatieren, dass wir längst in einer auf totale Geld-Ökonomie (?) ausgerichteten Gesellschaft leben (müssen). Mit dem Wort Ökonomie meine ich dabei nicht, dass der bürokratische Wahnsinns-Apparat so ökonomisch arbeiten würde, sondern wohl eher, dass wir nur noch als Nummern und Fälle betrachtet werden, während die Herrschaften Beamten und Sachbearbeiter ein Leben mit dem Mehrfachen dessen Leben, worum ich mich mit ihnen streiten muss.

Musste ich letzte Woche schon feststellen, dass mein zuständiger Sachbearbeiter mir zwar eine (recht knappe) Frist gesetzt hatte, um noch fehlende Unterlagen abzuliefern, dann aber in Urlaub war, als ich ihn gebraucht hätte. So habe ich heute erfahren, dass er mit den Unterlagen, die ich ihm durch seine Kollegin zukommen habe lassen (dürfen), nicht zufrieden ist. Er braucht noch mal ein paar Bestätigungen, weil ihm die bereits vorgelegten Unterlagen nicht zur Bewilligung genügen würden.

In Österreich habe ich aus Gründen der privaten Altersvorsorge für knapp drei Jahre in eine so genannte Prämienpensions-Versicherung eingezahlt, um wenigstens ein paar Notgroschen für mein Alter anzusparen - so fern ich das Rentenalter überhaupt noch erreichen werde. Eben jener Sparvertrag soll mir jetzt als "Vermögen" angerechnet werden, weil ich belegen muss, dass das den deutschen Gesetzen entsprechend als Riester-Rente oder gelichwertig zu betrachten ist. Da ich dafür kein Experte bin und auch nicht einsehe, einer werden zu sollen, wird sich letzten Endes wohl die Wiener Städtische Versicherung die Hände reiben, weil ich den Vertrag vorzeitig auflösen muss, um mein letztes Bisschen "Vermögen" zu verschleudern, damit das "Sozial"-Amt auch nur einen Cent heraus rückt. Dass ich dabei die Zinsen und staatlichen Zuschüsse der letzten drei Jahre verlieren werde, kümmert den Herrn Sachbearbeiter wenig. Da zuckt er nur mit den Achseln. Er muss ja nicht seinen letzten Notgroschen weggeben, um überhaupt noch so was wie eine letzte finanzielle Stütze zu bekommen.

Ich möchte fast sagen, ich würde ihm mal wünschen, dass er nur für ein Jahr schwerbehindert ist, damit er selber mal erleben kann, wie er die Menschen gängelt, die zu ihm kommen um um Hilfe zu bitten. Ich würde es ihm wünschen, dass er mal all das mitmachen muss, was ich bisher erleben "durfte". Dann würde ich ihm dabei gerne zusehen, um mich an seinem Elend zu weiden. Das wäre ein köstlich-grausames Amüsement für mich. Aber als Mensch mit Würde darf ich das ja nicht verlangen. Da würde ich mich ja auf seine Stufe stellen.

Ein Sozialsystem sieht anders aus, meine Herrschaften! Nicht nur, dass ich mich als Bittsteller schon dauernd demütigen lassen muss und als gläserner Bürger alle Kontenstände nach dem Arbeitsamt nun auch dem Sozialamt gegenüber offen legen muss, bisher zwei mal begutachtet wurde und zwei mal das Ergebnis "erwerbsunfähig" für länger als 6 Monate erhalten habe, nein ich muss abwarten, bis die Rentenkasse auch noch mal ihren Senf dazu gegeben hat. Dabei haben die erst letzte Woche noch mal angefragt, wegen meiner Studienzeiten. Ein Abschlusszeugnis hat denen nicht als Beleg für meine Studienzeiten ausgereicht. Ich könnte ja noch etwas anderes gemacht haben in der selben Zeit.

Ich frage mich, was ich da wohl gemacht habe, als ich zugleich studiert habe und als selbstständiger (auf mein persönliches finanzielles Risiko) gejobbt habe, um mein Studium überhaupt finanzieren zu können. Wahrscheinlich habe ich das "Vermögen", das ich als Einzelunternehmer erarbeitet habe auf den Kaiman-Islands schwarz investiert und dort heimlich ein Millionenimperium aufgebaut, von dem der deutsche Staat nichts mitbekommen hat.

Ich vermute hinter dieser Gängelei längst eine Systematik. Dieses zynische, Menschen verachtende Schreibtischtäter-Kastensystem hat sich längst aus den Aufgaben, die ein Staat wahrnehmen sollte verabschiedet. Es wird sich hinter Paragrafen versteckt und jedes Formular muss drei mal ausgeführt werden und noch mal gegengezeichnet, geprüft und noch mal beglaubigt werden, damit letztendlich dann belegt ist, was mir seit fast einem Jahr bekannt ist: ich habe Krebs.

Ich frage Euch nur eins: Der Krebs zerfrisst mein Hirn und Ihr Arschlöcher wollt mir was von Zeitökonomie erzählen? Meine Zeit ist unbezahlbar. Wenn Ihr die eure in euren Ämtern am Schreibtisch verpennen wollt, ist das eure Sache, aber lasst mich damit in Ruhe. Ich würde ganz gerne die mir noch verbleibende Zeit in Würde verleben, ohne mich dauernd gängeln lassen zu müssen.

Hallo, guten Morgen, auch schon wach? Habt ihr es schon gemerkt? Liebe Bürokraten-Heinis da draussen. Wenn Ihr Euch von eurem achtstündigen Büroschlaf erholt habt und noch ganz ungläubig blinzelnd verschlafen Euer Haupt erhebt, um mal in die 2 (in Worten: ZWEI!) Gutachten zu blicken, die ihr bisher selber veranlasst habt, dann könnt ihr vielleicht feststellen, dass mehrere Ärzte (inzwischen insgesamt mindestens sechs) zu genau jenem unliebsamen Ergebnis gekommen sind, dass mir schon seit fast einem Jahr nicht nur mehrere fokale epileptische Anfälle, eine (äußerst glimpflich ausgegangene) Hirnoperation, und eine (immer noch ohne Perspektive auf ein Ende) laufende Chemotherapie, sondern auch extreme Stimmungsschwankungen und schlaflose Nächte beschert. Und wenn ihr es dann noch schafft, in eurem "stressigen" Alltag meinen Antrag auf Grundsicherung zu bearbeiten, habe ich vielleicht im Mai auch noch eine Krankenversicherung, die dann die PET-Untersuchung bezahlt, die kommende Woche ansteht. Dann wird vielleicht mal geklärt werden, wieviel von diesem verdammten Tumor noch in meinem Hirn übrig ist, der mir mit wachsender Häufigkeit in letzter Zeit abwechselnd Anfälle, Schlaflosigkeit und Konzentrationstörungen bereitet.

Ganz nebenbei bemerkt, wird allein diese Untersuchung die Krankenkasse mindestens die Hälfte des Betrages meines gesamten so genannten Vermögens kosten. Kein Wunder, dass dieses System unbezahlbar ist, wenn ich als Bürger, der ich bereits genug Scheiße am Hals habe auch noch euren verdammten Job tun muss. Wenn hier etwas wegrationalisiert gehört, dann ihr!

Wer glaubt ihr, dass ihr seit! Gottes Vertreter im Amt, oder was? Dieses selbstgerechte, dumme Gehabe in diesen Scheiß Ämtern kotzt mich mittlerweile echt an. Ich habe genug zu erdulden, da muss ich mir nicht auch noch andauernd diesen Bürokraten-Terror geben.

Ich sage euch Eines: jeder durchschnittliche Mensch kann sehr viel ertragen. Das ist nicht so wahnsinnig schwer, wenn man keine andere Wahl hat. Aber man sollte es tunlichst vermeiden, einen Menschen, der kaum noch etwas zu verlieren hat, ausser ein Leben, dass eine durchschnittliche Lebenserwartung von zwei bis fünf Jahren hat, zu einer rasenden Wildsau zu machen. Ich sage, sollte das passieren, dann Gnade Gott Demjenigen, der mir dann zufällig im Weg steht. Die arme Sau wird es dann vermutlich völlig unschuldig treffen. Ich möchte nicht an dessen Stelle stehen.

So erzieht man Terroristen!

Der RAF-Terror der siebziger Jahre war eine Reaktion auf genau diesem Verhalten des Staates seinen BürgerInnen gegenüber. Das ist ein prächtiger Nährboden für Menschen, die man radikalisiert, um sie dann zur "Explosion" zu bringen. Dann kann man wieder einen "Krieg gegen den Terror" führen und behaupten, wir bräuchten noch mehr Überwachung und Befugnisse für die Polizei und den BND. Und noch mehr Rüstung.

Beim BND sind ja angeblich jetzt Köpfe gerollt. Nur dass das ja auch wieder bloße Bauernopfer sind. Die Verantwortlichen laufen nach wie vor in ihren Ämtern herum. Die sitzen fein in ihren Anwaltskanzleien, anstatt im Bundestag und weigern sich ihre Nebeneinkünfte neben den 7000 Euro monatlich für ihren Bundestags-"neben"-job offen zu legen, wie kürzlich erst wieder der ehemalige RAF-Anwalt und ehemaliger Innenminister Herr Schilly.

Der weigert sich beharrlich, seine Nebeneinkünfte offen zu legen, wie es das Gesetz JEDEM/R Bundestagsabgeordneten vorschreibt. Herr Schilly braucht das nicht zu tun. Der ist was Besseres. Der hat jeden Monat mehr, als ich zu meinen Zeiten als Student und nebenberuflich selbstständiger jemals im ganzen Jahr verdient habe und will sich davor drücken, seine Pflicht als Abgeordneter zu erfüllen. Lieber beschäftigt er noch ein paar Gerichte damit, um diese "lästige Pflicht" los zu werden, als seine Einkünfte offen zu legen. War nicht auch er einer derjenigen, die immer gesagt haben: Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten?

Wie steht es nun, Herr Schilly? Haben sie etwas zu verbergen, oder sind die Mandanten, die sie vertreten, vielleicht industriell in der "Sicherheitstechnik" engagiert? Sind es vielleicht genau diejenigen, für deren Produkte der deutsche Staat für diese unsäglich dummen und Sicherheit nur simulierenden biometrischen Pässe Milliarden verschleudern musste und die sie auf dem Umweg über die europäische Kommission eine Richtlinie erlassen haben, die im deutschen Bundestag niemals durchgegangen wäre?

Armes Deutschland. Wenn das unsere Vorbilder sein sollen, dann bin ich echt froh, dass meine Lebenserwartung vermutlich nicht mehr so groß ist.

Prost Mahlzeit, Deutschland!