01 September 2007

Ich lebe noch


Hurra, ich lebe noch und dies, obwohl ich schon anderes geglaubt habe. Die Nacht auf der Intensivestation war die Hölle. Ständig hat irgendwas gepiept und irgendwer hat geröchelt oder gestöhnt. An schlafen war da nicht zu denken. Zudem wurde ich mit Schmerzmitteln so zu gedröhnt, dass ich Wahnworstellungen hatte. Ich habe geglaubt, jemand müsste jetzt ein Team vom Spiegel organisieren, das mich mit Fotos aufnimmt und dem ich meine Story exklusiv verkaufen kann, damit ich nach dem Aufenthalt hier was zu beissen habe.

Ich würde im Ernst mein letztes Bisschen Menschenwürde verkaufen, damit ich eine Perspektive habe nach diesem Horror hier. Ich weiß noch überhaupt nicht wie es weitergehen soll. Am Montag erwarte ich das Ergebnis von der Laboruntersuchung des Tumors aus meinem Schädel. Dann wird sich herausstellen, ob der gut- oder bösartig war. Der Neurochirurg hat mir vor der OP erzählt, dass sie sicherheitshalber nicht alles entfernen können, weil sonst die Motorik beeinträchtigt sein hätte können. Dies ist gottseidank nicht passiert. Ich fühle mich zwar wie durch den Wolf gedreht und ziemlich wackelig und schwindlig auf den Beinen aber ich kann alle meine Finger unabhängig voneinander bewegen, die Arme und Beine haben Kraft auch bei geschlossenen Augen. Es scheint also alles gut geklappt zu haben... Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.

Ich kann Euch sagen, wenn man ein paar Tage mit der Aussicht durchs Leben läuft, dass man eventuell nicht mehr lange zu leben hat, verschieben sich die Prioritäten gewaltig! Ich will jetzt wieder was malen. Damit hab ich gelebt und damit werde ich sterben. Basta. Ich hab in der Inensivstation übrigens an Pizza mit scharfen Pepperoni gedacht und habe mich daran festgeklammert. Das wars wert.

Die Haschpläzchen auf der Loveparade in den neunzigern, die ich damals mal gegessen habe, waren gegen das der reinste Kindergeburtstag verglichen mit dem Horrortrip auf der Intensivstation vorgestern Nacht. Set und Setting für so einen Trip sollten halt schon stimmen, sonst wird's ungemütlich!

Leute, lasst's die Figer von den Drogen. Schmerzmitteltrips bringens nicht. Das macht keinen Spass. Ich habe nen Heidenrespekt vor dem Zeug bekommen.

2 Kommentare:

Auður hat gesagt…

Toll, endlich was von dir zu hören! Liebe Grüße, Auður

Anonym hat gesagt…

na scheisse bzw. na gott sei dank.
bin froh dass dein hirn intakt ist. alles gute fürs verheilen!
und zum thema schmerzmittel, jap, die mengen die man nach einer op bekommt können grausige trips verursachen. ich erinnere mich da aus meiner zeit als spitalshelferin bspw noch an leute die meinten es regne albinoratten und windhunde mit roten augen. schön.
i'll be back for updates. viele grüsse aus wien.